Hej aus Kopenhagen, dem Zentrum des skandinavischen Designs – und Spielort der 3daysofdesign. Hinter uns liegen drei wundervolle Tage im Zeichen des Designs, der Kreativität und Vielfältigkeit, die unsere Design-Herzen sehr viel höherschlagen ließen.

Über 280 Hersteller, (Jung-)Designer:innen und Marken präsentierten bei der diesjährigen, zehnten Ausgabe des Designfestivals ihre Neuheiten, Ideen und Klassiker. Verteilt über 13 Designdistrikte, in eigenen Showrooms, gemeinsam mit anderen Marken in Ausstellungsräumen, in ehemaligen Industrie-Arealen, Palästen und Brauereien vereinten sich unterschiedlichste Stilrichtungen und Ansätze zu einem großen Ganzen. Alles innerhalb der drei Tage zu sehen ist unmöglich. Wie gut, dass auch Kopenhagen an sich, die Wege zwischen den Distrikten und Showrooms – am besten mit dem Fahrrad – und die kleinen Pausen in wunderschönen Cafés, Restaurants und Parks ein Erlebnis sind, einfach dazugehören, und den kurzen Besuch in einer der lebenswertesten Städte der Welt vollkommen machen.

Das Besondere an diesem Festival ist auch, dass hier alle zusammenkommen können, egal ob Händler:innen, Architekt:innen, Influencer:innen und Blogger:innen oder privat Interessierte. Die Showrooms und Veranstaltungsräume stehen jeder und jedem offen, die Möbel und Accessoires dürfen erlebt und ausprobiert werden – kostenlos.

Und so schließt sich der Kreis. Denn das Motto der diesjährigen 3daysofdesign war »Where Would We Be Without You?« – »Wo wären wir ohne euch?«. Bei dem herzlichen Empfang in jedem Showroom, beantwortet sich die Frage von selbst – und der Termin für die 3daysofdesign 2024 steht bereits fix im Kalender.

Trends und Highlights der 3daysofdesign

Recycling und Upcycling

Eines der größten Themen des diesjährigen Designfestivals war Nachhaltigkeit. Fast alle Hersteller haben Produkte entwickelt, die auf vielerlei Weise als nachhaltig bezeichnet werden können. Insbesondere auf recycelten Rohstoffen liegt der Fokus: ob recyceltes Aluminium, Verbundwerkstoffe aus recyceltem Kunststoff und Holzresten aus der Möbelproduktion oder Oceanplastic aus aus dem Meer gesammelten Fischernetzen und Plastikmüll. Resteverwertung und die vollständige Ausnutzung eines Materials und Werkstoffes sind ein begrüßenswerter Trend. Die ausgestellten Stücke zeigen, dass Recyclingprodukte Designstücken aus Virgin-Werkstoffen in nichts nachstehen.

Woud entwickelt Produkte mit ganzheitlichem Ansatz: So bildet der Metallrest von der Öffnung des »Tabl« Beistelltischs seine Ablagefläche. Für die Pflanztöpfe von Squarely werden nur Holzreste aus der Möbelproduktion anderer Hersteller genutzt, für die Innenschalen wird Recyclingkunststoff verwendet. Rechts die »PH 5 Retake« aus ausrangierten PH 5 Pendelleuchten als Statementpiece mit Sammlerwert.

Auch der Umgang mit Retouren oder Zweite-Wahl-Produkten als Upcycling-Projekt sind ein Thema. Louis Poulsen hat dafür bereits letztes Jahr die »PH 5 Retake« Pendelleuchte lanciert, die der klassischen PH 5 sozusagen eine zweite Chance gibt: bei ausrangierten PH 5 Leuchten mit Dellen, schiefen Schirmen oder Ähnlichem wird die vormalige Lackierung entfernt, wodurch ein rustikaler, ursprünglicher und cooler Industrial-Look entsteht. Leider – oder zum Glück? – gibt es weltweit noch nicht genügend gesammelte Leuchten, sodass diese Version aktuell nur direkt bei Louis Poulsen erhältlich ist.

Materialien

Kiefer ist zurück! Bei Normann Copenhagen haben wir wunderbare Holzmöbel aus dem rustikalen Holz gesehen – die so gar nicht an alte Zeiten erinnerten, sondern absolut zeitgemäß wirkten. Auch in Form von Wandverkleidungen und als Küchenfronten versteckte sich Kiefer bzw. Seekiefer in diversen Showrooms.

Kiefer und Marmor bei Normann Copenhagen, Keramik beim neuen Label Nine sowie bei Flos. Bei letzterer in Form der wunderschönen »Céramique« Kollektion von Ronan Bouroullec.

Außerdem fiel uns insbesondere Keramik als Werkstoff auf. Neben Wohn- und Küchenaccessoires entdeckten wir auch fantastische Beistelltische und Leuchten. »Céramique« von Ronan Bouroullec für Flos ist eine Kollektion wunderschöner Tischleuchten mit skulpturalem Charakter. Und auch Marmor kommt zurück! Accessoires wie Vasen, Dekoobjekte und Aufbewahrungsdosen und Kleinmöbel wie Beistelltische mit Marmorplatte bekommen dank des beliebten Natur-Steins eine individuelle Note.

Farben

Es wird eindeutig farbenfroh(er)! Insbesondere Orange ist zu sehen, sowohl im Interior als auch im textilen Bereich. Dazu gesellen sich Pastelltöne, wie Limonengelb, Himmelblau und Flieder, die mit Knallfarben als Akzent, wie Ultramarinviolett, Maigrün, Karminrot und Königsblau, kombiniert werden. Flieder wird außerdem gerne in Kombination mit Schwarzrot oder Bordeaux gezeigt. Allgemein wird es verspielter in der Inneneinrichtung, was sich natürlich wunderbar mit den genannten Pastelltönen ausdrücken lässt – sei es mit Wohnaccessoires oder als Wandfarbe.

Farben im Fokus bei Montana, Vitra und File under Pop. Ferm Living zeigt, wie der Beige-Look funktioniert.

Fans von Naturtönen, sprich Beige, Grau, Greige und deren Abstufungen, müssen nun natürlich nicht ihr Konzept umwerfen, sondern kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten. Denn diese Farbfamilie steht weiterhin hoch im Kurs. Beispielsweise ferm living hat den Beige-Trend perfektioniert und zeigt, wie es stilvoll und wohldosiert funktioniert. Aber auch traditionelle Möbelhersteller, wie Carl Hansen, und junge Marken wie Moebe und Form & Refine bleiben in ihrer Standard-Farbpalette den Naturtönen treu.

Tipp für Farbenfreund:innen: Die Showrooms von Montana, HAY und Muuto in Kopenhagen können jederzeit zu den normalen Öffnungszeiten besucht werden. Und auch ferm livings beeindruckender Showroom ist regulär geöffnet und bietet atemberaubende Inspiration.

Organische Formen

Wie bei den Farbtrends bereits erwähnt, wird es verspielter. Organische und fließende Formen und Möbel mit abgerundeter Silhouette sind allgegenwärtig. Dabei reicht das Spektrum von Designs, die man gar als »knuffig« bezeichnen könnte, wie den Chisel Lounge Chair von HAY, hin zu purer Handwerkskunst in Form von gedrechselten Möbeln von der jungen, schwedischen Marke Sloyd Lab. Der »Illu« Spiegel mit wellenförmigen Rahmen sowie Deko Objekte, die an ein bekanntes Spielzeug mit L erinnern, von Normann Copenhagen zeigen kurzerhand: der Spaß im Möbeldesign kommt zurück – alles ist erlaubt und möglich.

Der »Chisel Lounge Chair« von HAY wird mit (Leder-)Polster, Lammfellbezug und auch blank aus Plywood erhältlich sein. Die kunstvoll gedrechselten Möbel von Sloyd Lab begeistern uns. Und Normann Copenhagen bringen mit 30 neuen Produkten eine wunderbare neue Vielseitigkeit in ihr Sortiment.

Louis Poulsen

Besonders beeindruckt hat uns die Kollaboration von Louis Poulsen mit den New Yorker Glas-Künstler:innen Peter Dupont und Breanna Box von Home in Heven. Diese durften die Pale Rose Kollektion frei interpretieren und kreierten fantasievolle und einzigartige Kunstwerke, die man besser einfach zeigt als zu beschreiben. Ende des Jahres werden die Stücke für einen guten Zweck versteigert.

Original und Interpretation wurden im Ausstellungsbereich gegenübergestellt – separiert mit einer halbverspiegelten Scheibe.

Im Herbst wird Louis Poulsen eine neue Farbpalette für die »AJ« Serie launchen: Gemälde des Designers Arne Jacobsen stehen hier Pate und inspirierten das Kreativ-Team in Kooperation mit den Lizenzgebern zu pastellig-leuchtenden Farbtönen. Als Arne Jacobsen noch jung war, wollte er Künstler werden. Und obwohl er schlussendlich Designer wurde, hörte er sein Leben lang nicht auf zu malen. Detaillierte Gemälde mit Wasserfarbe seines Gartens, der Landschaft rund um sein Sommerhaus oder Reisen nach Frankreich und Italien waren seine Motive. Aus diesen erwuchsen die fünf neuen Farben Warm Sand, Soft Lemon, Dusty Blue, Warm Grey und Electric Orange, die die bestehenden Farben White, Stainless Steel, Black und Pale Petroleum ab September ergänzen.

Die Inspiration zu den neuen Farben für die »AJ« Leuchten-Serie stammt aus den Gemälden von Arne Jacobsen. Rechts die neue »Panthella Portable« in der Größe 250 mm.

Außerdem: die Panthella-Familie bekommt Zuwachs! Die beliebte »Panthella Mini« mit 250 mm Schirmdurchmesser wird portabel und ergänzt ab Herbst die bereits etablierte kleine »Panthella Portable« mit 160 mm. Diese neue Größe innerhalb der mobilen Leuchten gibt der Einrichtung von Wohnräumen ganz neue Möglichkeiten: Eine in ihren Maßen vollwertige Tischleuchte, die überall platziert werden kann und bis zu 18 Stunden Licht spendet.

Wohnzimmer im Freien

Der Trend unsere Wohnräume nach draußen zu erweitern, und das Niveau und die Qualität auf gleichem Level wie drinnen zu halten, geht weiter. Vielen reicht ein einfacher Tisch mit Stühlen oder eine Sonnenliege nicht mehr (wir möchten hier betonen, dass ein Tisch, Stühle und eine Sonnenliege wunderbar sind!). Es soll so gemütlich wie drinnen sein. Zudem werden Wohnräume immer kleiner und/oder unerschwinglicher. Eine »Flucht« nach draußen, um sich Freiraum zu schaffen, ist da nur natürlich und oftmals wie ein Kurzurlaub. Dass die neuen Outdoortextilien nun nicht mehr »nur« wetterfest sind, sondern sich tatsächlich nach Wohnzimmer anfühlen ist ein erfreulicher Trend. Bestes Beispiel aktuell: die limitierte Stay Kollektion von Blomus mit Bouclé oder Hahnentritt-Bezug. Unglaublich weich und gemütlich und trotzdem wasserdicht und somit schnelltrocknend.

Die limitierten Editionen Bouclé und Hahnentritt des »Stay Loungers« sind jeweils in den Farben Earth, Sand und Sun erhältlich. Rechts »Pacha« von Gubi in der Outdoor Version. Der gemütliche Sessel mit voluminösen Polstern wurde ursprünglich 1975 von Pierre Paulin entworfen und verschönert nun auch Gärten und Terrassen.

Nächstes Jahr finden die 3daysofdesign vom 12. bis 14. Juni 2024 statt. Wir sehen uns!